Als wir noch in Alaska waren, hatten wir Wetterwarnungen für Japan erhalten. Um diese Jahreszeit ziehen regelmäßig große und kleine Taifune über die Insel. Auch zu unserem Zeitpunkt gab es Taifunwarnungen. Hier zeigt sich auch eine Herausforderung der japanischen Flugsicherung. Änderungen des Flugplans, also der Anflug anderer Flugplätze als beantragt, bedürfen 3 Tage Vorlaufzeit. Wenn also ein Pilot aufgrund von Wetter seinen Flugplatz nicht anfliegen will/kann und umplanen will, muss er drei Tage auf die neue Genehmigung warten. Da ja keiner 3 Tage warten will, führt diese Prozedur zu einem Phänomen, dass man "Mission-Focussed" nennt. Der Pilot denkt, er hat keine Wahl, er ist unter Druck deinen Flugplan einzuhalten und geht dadurch unnötige Risiken ein. Auch wir standen unter diesem Druck. Fliegen wir heute nach Japan? Wie entwickelt sich das Wetter? Ist es kalkulierbar? usw...
Unsere Prognose war, dass sich der Taifun während unseres Fluges nach Japan abschwächen wird und nicht seine maximale Stärke entwickeln wird. Um auf Nummer sicher zu gehen, haben wir Extra-Sprit mitgenommen, um zur Not auch noch ganz Japan durchfliegen zu können. Im Süden war das Wetter kein Problem. Die bürokratischen Probleme, die eine Flugänderung dann ausgelöst hätte, hätten wir dann auch irgendwie gemeistert.
Zuversichtlich sind wir dann in Petropavlovsk gestartet und haben die Flugzeugnase Richtung Süden ausgerichtet. Heute war das Wetter über Kamtschtka sehr schön und hat uns tolle Eindrücke über die Vulkan-Landschaft gegeben. Natur pur, soweit das Auge reicht!
Es geht heute wieder über das Wasser. Das ist mit einem einmotorigen Flugzeug immer besonders. Wenn der Motor ausfällt, gibt es keinen Ersatz. Daher sind Schwimmwesten, Rettungsinsel und Überlebensanzüge zwingend erforderlich. Wir haben aber in unserem Flugzeug eine Turbine mit einer außergewöhnlich niedrigen Ausfallwahrscheinlichkeit. Da ist ein Lottogewinn fast wahrscheinlicher. Trotzdem werden die Motoren-Daten permanent im Auge behalten. Selbst, wenn der Motor ausfallen würde, kann das Flugzeug im Segelflug noch landen. Eine "Wasserung" ist prinzipiell kein Problem. In diesen Breitengraden ist das Wasser aber sehr kalt. Das Überleben hängt davon ab, wie schnell man gefunden wird.
Als wir uns Japan nähern, wird das Wetter erwartungsgemäß schlechter. Wir bekommen alles was zu einem Taifun dazugehört. Erst kommt das Eis, dann Winde mit über 100 km/h. Unser Flugzeug ist aber ein kleiner Panzer und sehr wetterfest :-)
Bei tiefer Bewölkung, Wind und Regen sind wir dann in New Chitose, dem Flughafen von Sapporo gelandet. Unsere Prognose hatte gestimmt. Der Taifun hatte sich abgeschwächt und es eher ein starker Sturm. Wobei es sich wohl in der kommenden Nacht noch verschlimmern sollte. Wir waren erstaunt, wieviel hier los ist. Dieser Flughafen scheint wohl ein großes Drehkreuz im Norden Japans zu sein.
Direkt nach der Landung wurden wir auch schon von unserem japanischen Handler in Empfang genommen. Der Tankwagen stand schon da und hat auf uns gewartet. Da die Winde noch zunehmen sollten, haben wir das Flugzeug Sturmfest gemacht. Die Ground-Crew hat das mit weißen Handschuhen gemacht ;-)
Irgendwie haben wir uns genauso die Uniform eines japanischen Tankwarts vorgestellt :-)
Die Einreiseformalitäten waren extrem "geschmeidig". Auf dem Weg zum Flughafengebäude haben wir alle Formulare unterschrieben und mussten dann nur noch durch "Customs" und alles war erledigt. Da das Wetter nicht gerade fürs Radfahren war, haben wir uns entschieden ein Taxi ins Hotel zu nehmen.
Hier noch eine kleine Anekdote: Unser Handler Yoshiki -sehr nett- wollte und ein mobiles Wifi-Gerät mitgeben, um Handy-Kosten zu sparen. Er meinte, dass er uns das später ins Hotel bringen lässt. Wir fahren also mit dem Taxi ins Hotel und vor dem Hotel steht er schon mit dem Gerät in der Hand. Super! Wir haben uns natürlich gefragt, wieso er uns nicht 5 Minuten am Flughafen hat warten lassen anstatt und hinterherzufahren, bzw. noch schneller zu fahren, um uns zu überholen. Extreme Kundenorientierung!
Abends sind wir dan noch Pachinko spielen gegangen. Sehr interessant... Man kommt in einen riesen Saal mit hunderten von Spielautomaten. Es ist sooooooooo laut, das man nicht miteinander reden kann. Das liegt daran, dass die Spielautomaten mit kleinen Kügelchen arbeiten. Wenn Millionen von Kugeln gleichzeitig durch die Automaten rasseln, ergibt das einen unglaublichen Geräuschpegel. Hier ein Erklärvideo dazu:
Da Glücksspiel ja in Japan offiziell verboten ist, haben die erfinderischen Japaner einen "Workaround" entwickelt. Nachdem wir eine Weile gespielt hatten, gehen wir mit unseren gewonnene Kugeln zur Kasse. Wir bekommen ein Getränk als "Gewinn" und noch eine Füllfederhalter-Spitze". Mit dieser Füllfederhalter-Spitze gehen wir aus dem Gebäude raus, ums Eck in einen unbeleuchteten Raum. Dort ist ein Schalter ohne Aufschrift. Wir reichen die Füllfederhalter-Spitze ein und bekommen dafür Geld ;- )
Abendessen...Das haben wir uns heute verdient :-)
Am nächsten Morgen geht es weiter. Heute durch Japan. Unser Ziel ist Kobe. Abschidesfoto mit unserem netten Handler Yoshiki.